Sammelband
„MENSCHENanSCHAUEN. Selbst- und Fremdinszenierungen in Dresdner Menschenausstellungen“
Menschenschauen haben eine lange Geschichte, die bis heute nachwirkt. Wie in anderen europäischen Städten wurden in Dresden bereits im 18. Jahrhundert Menschen öffentlich zur Schau gestellt. Als Angehörige »fremder Völker« oder mit bestimmten körperlichen Merkmalen sollten sie die Sensationslust des Publikums bedienen. Der fürstliche Hof war ebenso Ort solcher Schauen wie später Jahrmärkte und Zirkusse. Ab den 1870er Jahren fanden »Völkerschauen« im Dresdner Zoo statt – inszenierte Shows, die als »authentisch« beworben wurden. Solche Menschenschauen transportierten und erzeugten während des Kolonialismus Klischeebilder, die bis heute in rassistischen Stereotypen fortleben. Dieser Sammelband gibt erstmals für Dresden einen Überblick über die Praxis dieser Schaustellungen und bringt regionale und überregionale Forschungen, unterschiedliche Perspektiven und aktuelle Diskurse zusammen.
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5. November 2023 – 7. Juli 2024
MENSCHENanSCHAUEN
Von Blicken zu Taten
Postkarte „Gruß von der Völkerwiese“, 1898, Stadtmuseum Dresden, SMD_Ph_2021_00343
Das Kooperationsprojekt zwischen Stadtmuseum und Kunsthaus Dresden thematisiert eine Leerstelle in der Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur der Stadt. Obwohl am fürstlichen Hof in Dresden schon im 16. Jahrhundert Menschen zum Zwecke der Unterhaltung und vermeintlichen Bildung zur Schau gestellt wurden und der Dresdner Zoo seit den 1870er Jahren einer der wichtigsten Veranstaltungsorte von Menschen- bzw. Völkerschauen im Deutschen Kaiserreich war, gibt es zu den Dresdner Menschenschauen bislang kaum ein Bewusstsein im kollektiven Gedächtnis.
Gleichzeitig haben in jüngerer Zeit Menschenschauen im Kontext einer postkolonialen Forschung und aktivistischen Szene eine verstärkte Aufmerksamkeit erfahren. Aus dieser Perspektive gelten die Schauen als koloniales Unrecht, das problematisiert und erinnert werden muss. Solche Menschenschauen transportierten und erzeugten während des Kolonialismus Klischeebilder und stigmatisierten die zur Schau gestellten Personen als Angehörige unterlegener Völker und „Rassen“. Bis heute lebt dieses auf Hierarchien abzielende Blickregime im Rassismus fort. Die Werkstattausstellung verknüpft die erforschte Geschichte mit der Gegenwart – multiperspektivisch, kritisch und partizipativ.
Eröffnung: SA 04.11., 19.00 Uhr