Das Landhaus als Sitz des Stadtmuseums
Das Stadtmuseum befindet sich nur wenige Meter von der Dresdner Frauenkirche entfernt im Landhaus. Das Gebäude entstand nach einem Entwurf des sächsischen Hofbaumeisters Friedrich August Krubsacius (1718 – 1789) zwischen 1770 und 1775 als Land- und Steuerhaus für die sächsischen Stände. Es zeichnet sich durch die Kombination von Stilelementen des Spätbarocks, Rokoko und – erstmalig in Dresden – des Frühklassizismus aus. Nach Einführung der ersten sächsischen Verfassung von 1831, die den Übergang des Königreichs Sachsen zur konstitutionellen Monarchie markierte, trat hier 1833 / 34 der neue Landtag.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Landhaus zum staatlichen Verwaltungssitz umgebaut und um einen westlichen Seitenflügel erweitert. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ging das Ruinengrundstück in städtische Hand über. 1952 / 53 wurde der westliche Seitenflügel wiederaufgebaut und als Schule und Kindergarten genutzt. 1961 beschloss der Rat der Stadt den Wiederaufbau des Hauptgebäudes. Die äußere Fassade wurde wiederhergestellt und die eindrucksvolle Treppenhausanlage erfuhr eine detailgetreue Rekonstruktion. Am 6. Januar 1966 wurde das wieder errichtete Gebäude dem »Institut und Museum für Geschichte der Stadt Dresden« übergeben.
Von 2003 bis 2006 wurde das Landhaus umgebaut. An der Stelle des in den 1960er Jahren nicht wieder aufgebauten östlichen Seitenflügels errichteten die Architekten eine moderne Fluchttreppenkonstruktion. Im Inneren entstanden Ausstellungs- und Funktionsräume für das Stadtmuseum und die Städtische Galerie Dresden. Anlässlich des Jubiläums 800 Jahre Dresden eröffnete das Stadtmuseum 2006 seine ständige Ausstellung zur Stadtgeschichte, in der die geschichtliche und gegenwärtige Rolle der Residenz- und Landeshauptstadt Dresden als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum gespiegelt wird.
Zur Geschichte des Stadtmuseums
Das Stadtmuseum Dresden wurde 1891 gegründet. Die Ausstellungsräume befanden sich anfangs im Loßschen Palais in der Kreuzstraße. Die Museumssammlungen umfassten das Ratssilber sowie andere Schätze des Ratsarchivs und die ortsgeschichtliche Sammlung der Stadtbibliothek. Darüber hinaus waren die Bestände des 1869 gegründeten »Vereins für Geschichte und Topographie Dresdens« ein wichtiger Grundstein. Mit dem Ankauf verschiedener Privatsammlungen und durch vielfältiges bürgerliches Engagement wurde die Sammlung beständig erweitert.
Eng verbunden mit der Gründungsphase war der Ratsarchivar Otto Richter (1852 – 1922), der auch erster Direktor des Stadtmuseums wurde. Nach mehreren Standortwechseln siedelte das Museum 1910 in das Neue Rathaus über, in dem es bis 1945 seine Ausstellungsräume hatte.
Wegen der Kriegszerstörung des Rathauses war das Stadtmuseum von 1950 bis 1965 im ersten Obergeschoss der Stadthalle am Nordplatz (heute Olbrichtplatz) untergebracht. Es fand 1966 unter dem Namen »Institut und Museum für Geschichte der Stadt Dresden« im wieder aufgebauten Landhaus sein jetziges Domizil und wurde zum Bezirksmuseum mit Vorbildfunktion.
Nach 1989 richtete sich das Museum neu aus und erhielt seinen ursprünglichen Namen zurück. Das Stadtmuseum bewahrt heute einerseits das kulturelle Erbe der Stadt, andererseits will es ein lebendiger Ort für alle Dresdnerinnen und Dresdner sein, an dem sie Geschichte erfahren und Themen der Stadtgesellschaft verhandeln können.
Literaturtipp:
- Stadtmuseum Dresden, Sächsische Landesstelle für Museumswesen (Hrsg.): Das Stadtmuseum Dresden im Landhaus. Dresden 1996, mit Beiträgen von Erika Eschebach, Maike Günther, Friedrich Reichert, Holger Starke, Heidrun Reim und Peter Neukirch.